23.07.2003, 14:20
Liebe Forumnutzer,
animiert und gleichzeitig auch ermutigt, durch Threads (was für ein hässliches Wort) – die sich ein wenig abseits des eigentlichen und (dunkel) – grünen Garten Bereiches bewegen, wage ich es zwei l ä n g e r e Tiergeschichten zu erzählen, die man / frau fast nicht glauben kann:
1985 zog mein Papa aus Berlin weg, aufs Wessiland. Genau: ins Weserbergland, nach oben. Ottenstein, schöne Gegend, wenn auch umständlich ( DDR, Grenze, Kontrollen, volle Autobahn) für uns zu erreichen.
Wir beschlossen den gesamten Jahresurlaub Rest 85 und Neu 86 bei ihm zu verleben. Dezember bis Mitte Januar. Kater Püpperich zum Tierarzt geschleppt, zum Amtstierarzt und dann den alten „Herrn“ das erste mal in seinem 13 jährigen Leben ins Auto gesetzt zum Verreisen.
Weil er auf mich fixiert war, und auch sehr anständig auf alles hörte was ich sagte, und ihm in den Jahren beigebracht hatte, konnte ich es nach der amtsärztlichen Grenzkontrolle wagen und seine Gefängnistür vom Katzenkorb, öffnen. Freudig kam er mit der Nase aus dem Korb, das Jammern wurde schlagartig beendet, und Püpperich war glücklich.
Die Reise endete ohne Probleme bei meinem Vater vor der Haustür. Er hatte eine Wohnung mit Garten im Erdgeschoss eines Zweifamilienhauses gemietet. Er wohnte dort mit seinem Hund, Anka, einer außergewöhnlichen deutschen Schäferhündin, und seiner Mieze, Mimi. Die beiden zusammen waren schon eine „Nummer für sich“. Und dann noch Püpperich dazu. Die drei Tiere kannten sich, weil wir vorher zusammen in Berlin in einem Atriumhaus gewohnt haben.
Wenige Tage nach unserer Ankunft begann es kräftig zu schneien. Alles wurde traumhaft schön. So eine Schneelandschaft hatte ich noch nie erlebt, und es ersparte einem wirklich die Reise in die mit Sicherheit verschneiten Berggegenden. Und es wurde kalt. Bitterkalt.
An dieser Stelle muß ich noch erwähnen, das die Wohnung ein Natursteinkellergewölbe hatte. Tolle Sache. Immer das gleiche Klima.
Eines schönen Tages stehe ich auf dem Flur vor dem Spiegel, und sehe wie etwas Winziges aus der Kellertür huscht, ins Esszimmer, und unter dem Weidenkorb verschwindet. Eine winzige Feldmaus. Der Familienrat beschloss, dass man bei diesem Wetter dieses winzige Ding natürlich nicht vor die Tür setzen kann, es würde ja auf der Stelle erfrieren. Also haben wir unter den Weidenkorb Speckwürfelchen, Getreidekörner und ein Tröpfchen Wasser hingestellt. Wir fütterten diesen klitzekleinen Nager.
Kontrollen ergaben, dass die Nahrung angenommen wurde.
Aber unsere beiden faulen Katzen, Püpperich, der Riese mit 73 cm Länge und 9 Kg Gewicht, Mimi, die kleine mit knapp 45 cm und gut 5 Kg und dann noch unsere „Große“, Anka, mit 60 Kg – die am Feldrand an jedem Mauseloch gräbt und immer versucht die Mäuse zu fangen, die drei dösten und trotteten vor sich hin, und fanden es das normalste von der Welt das WIR eine Maus fütterten, – bei zwei Katzen im Haus! Es kümmerte sie absolut nicht.
Über diese Geschichte können wir heute immer noch und immer wieder herzhaft lachen.
Vater, Hund und Katzen, leben leider nicht mehr.
Aber diese Erinnerung bleibt.
ööö
Und weil sich so eine Geschichte eigentlich nicht wiederholt im Leben:
Wir bewohnen seit fünfzehn Jahren eine Wohnung mit Terrassen-Dach-Garten, in der zweiten Etage in Berlin Kreuzberg.
Vor ungefähr acht Jahren kam ich auf die Idee, im Winter die Vögel auf der Terrasse zu füttern. Es war jedenfalls ein sehr kalter Winter, ohne Schnee, und die Vögel suchten nach allem was sie irgendwie fressen konnten.
Purzelkatze, war unsere damalige Samtpfote, die mit uns unser Leben teilte.
Sie war außerordentlich rundlich, kurz, und sehr agil. Sie liebte mich, vertraute mir, und hatte auch als „Gebrauchtkatze“ noch bei mir zu verstehen, zu erzählen, zu fordern, gelernt. – Ihre Vorbesitzer haben sie ziemlich „dumm gemacht“. –
Als nun die Terrassentür zuging, die Piepmätze angeflogen kamen und sehr schnell entdeckten das hier eine Futterquelle war, drohte sie ernsthaft hinter der Scheibe verrückt zu werden.
Es bedurfte tagelangen Zuredens und der ihrerseitigen Erkenntnis, dass sie an die Piepmätze nicht rankommen soll, kann oder darf.
Die Vögel ( Stare, Amseln, Drosseln, Grünfinken, Rotkehlchen, Nachtigall, Diestelfink und Spatzen ) ihrerseits, ignorierten sehr schnell die hinter der Scheibe sitzende Katzenfratze.
Sie tanzten ihr geradezu auf der Nase herum, in dem sie direkt vor derselben hin und her hüpften.
Mir scheint immer, sie haben ein diebisches Vergnügen daran.
Nach ungefähr zwei Wochen waren die Vögel überhaupt nicht mehr interessant und Purzel konnte sich sogar genüsslich auf der Innenseite der Tür zum Schlafen ausstrecken.
In einem der nächsten Winter hatten wir dann irgendwann im Frühjahr eine Mäusefamilie auf der Terrasse .
Der Hunger war groß, und in der Biotonne lagen Tomatenkerne.
Das reichte den kleinen Dingern zum Sattwerden.
Es gab zauberhafte Fotos, wir auf der Innenseite der Scheibe samt Katze, auf der anderen Seite die Tonne und obenauf die Mäuse.
Wir beschlossen eine Lebendfalle zu kaufen und die Mäuse runter in die Grünanlage zu bringen.
Ein Samstag und Sonntag, und unten waren sie. Sie kamen auch nicht zurück während des Sommers, und auch in den folgenden Jahren nicht.
Purzelchen kam in den Katzenhimmel, und KING, orange und aus dem Tierheim, zog hier vor fast drei Jahren ein.
Ein gut erzogener und verständnisvoller Kater, schon als er hier ankam.
Im Winter 01/02 sahen wir wieder Mäuse.
Zuerst nur eine, und dann bald eine zweite, sehr kleine.
Die Lebendfalle hatte inzwischen der Nachbarin gedient, und ich weiß gar nicht ob ich sie wiederbekommen habe. Jedenfalls brauchten wir jetzt eine, und ich kaufte eine Neue.
Donnerwetter der Euro Preis war derselbe wie in DM.
Egal.
Die Mäuse mussten wieder runter.
Natürlich erst wenn das Vogelfüttern eingestellt war. .
Das mit der Scheibe, den Piepmätzen dahinter und dem Kater davor, verhält sich im großen und ganzen wie schon bei Purzel.
Kaum war das Futtergestell abgebaut, waren auch die Mäuse verschwunden. Die Falle konnte also getrost verstaut werden.
Im Winter 02/03 hatten wir wieder eine einzelne Maus, man will es gar nicht glauben – wo Mäuse doch so gesellige Tierchen sind.
Dann kam das Futtergestell weg, und – die Maus blieb.
Einsam, aber sie blieb.
Ich modelte im März die Terrasse ein wenig um, schichtete in der einen Ecke die übriggebliebenen Y-Tong Steine zu einer Topf-Pflanzen Etagere, und Mäuschen fühlte sich pudelwohl, konnte nun rauf und runter rennen, und der Kater konnte sie absolut nicht kriegen.
Er darf es natürlich auch nicht, schließlich haben wir doch irgendwo noch eine Lebendfalle… Ich war der festen Überzeugung Mäuschen hat ihren Weg nach unten gemacht, eine Familie gegründet und lebt nunmehr, ein von meinem Vogelfutter unabhängiges, erfülltes Mäuseleben.
Weit gefehlt.
Ich sitze im Juni am Tisch, blicke durch den Wintergarten, auf den Balkon und traue meinen Augen nicht. Da huscht das Mäuschen quer über den Balkon.
Es flüchtet sich vor mir in die Überlaufrinne.
Während ich überlege wie ich das Loch schnell zubekomme, guckt sie raus und mich an.
Ich stopfe einen Lappen in das Loch, ohne den Balkon verlassen, oder den Blick vom Loch gewendet zu haben.
Mäuschen kann ja gefälligst an der Hauswand nach unten.
In der Zwischenzeit such ich schon mal nach der Lebendfalle.
Wo ist die bloß ? Nicht schon wieder Neun Euro…
Ich finde die Falle nicht sofort, und ich suche nicht sehr gründlich.
Mäuschen bleibt weg, wird nicht wieder gesehen. Na also.
KING ist zwar immer wieder voller Spannung in dem kleinen Schuppen unterwegs (da hatte das Mäuschen während der Vogelfutterzeit sein Hauptquartier. Unter dem untersten Brett , auf dem die schweren Tüten mit verschiedensten Pflanzsubstraten stehen). Aber das Mäuschen wird von mir nicht mehr gesichtet. Ich bin fest überzeugt, nun ist es ihm hier doch zu ungemütlich geworden – den ganzen Tag sind Menschen und Kater hier draußen unterwegs.
Gestern, ja gestern, sitze ich während einer kleinen Bügelpause vor dem Fernseher und gucke ARD-Buffett, die Küche im linken Blickwinkel, der Kater döst bei der Hitze an seinem derzeitigem Lieblingsplatz unter dem ungeschnittenem Buchs auf der Terrasse, und ich glaube etwas in der Küche von der hinteren linken Ecke in die vordere Rechte huschen zu sehen. Einbildung.
HEUTE, sitze ich während eines Telefonates an der selben Stelle wie gestern, und aus meinem rechten Blickwinkel, dort wo die Couch im Wohnzimmer steht, huscht etwas Richtung Küche.
Mäuschen!
Es bleibt artig an der Schwelle zur Küche sitzen, wackelt mit seinen allerliebsten Mäuseöhrchen, um dann sofort rechts herum in dem kleinen Spalt zwischen Schrank und Wand, direkt an KING’s Futternapf vorbei, zu verschwinden.
Donnerwetter.
Und KING liegt auf der Terrasse.
Was für ein Kater!!
Inzwischen hat Mäuschen den hingelegten Testköder geholt, sitzt also immer noch in der Küche. KING schläft direkt neben mir am PC.
Es gibt keine geschlossenen Türen innerhalb der Wohnung.
Ich muß dringend die Lebendfalle suchen…
ööö
24.07.03 8:58
Mike Molto scheint die Nacht in der Küche verbracht zu haben, unbemerkt von KING.
Die Testköder sind wieder verschwunden.
Kater KING wurde des Abends vom Mann noch zur Arbeitsaufnahme ermahnt, andernfalls ihm die sofortige Kündigung drohe – schließlich sei er hier als Mäusefänger-Spezialist angestellt und beziehe dafür Logis und Unterkunft.
Ich : „hier werden keine Mäuschen gefangen, Dein Essen ist in der Küche“ –
Er :“ja, – gleich hinter’m Schrank“ .
Mike Molto kurbelt die langweilige alltägliche eheliche Kommunikation an.
Heute werde ich eine Lebendfalle kaufen. Bestimmt.
ööö
25.07.2003, 09:57
Guten Morgen,
ich habe gar nichts zu berichten, da ich jetzt erst die Mausefalle aufgestellt habe.
KING ist in seinen Dschungel entlassen, sonst landet der noch in der Falle, – zumindest zentimeterweise -. Und ich warte hier, mit der Falle im rechten Augenwinkel, ob sich Mike Molto an den Speck machen wird.
Mit Speck fängt man Mäuse.
Hat bis jetzt auch immer geklappt.
Aber bei Mike Molto bin ich mir nicht sicher.
Eine alleinlebende Maus läßt doch einiges an abnormen Verhalten erwarten.
Der Fotoapparat liegt auch schon griffbereit um das kleine Geschöpf festzuhalten. Eigentlich tut er mir jetzt schon leid. Hat ihm bestimmt gut bei uns gefallen. Ordentliche Futterquellen, erst das Vogelfutter, dann das Katzenfutter, dazu ein umgänglicher und lernwilliger Kater, der den ganzen Winter schon Zeit hatte sich an ihn zu gewöhnen, und jetzt nicht mal mehr Verwunderung über die Falle nimmt. –
Mit Leberwurst lenkt man zudem Kater höchst erfolgreich ab.
Gestern hat Mann doch die Idee aufgebracht, ob das nicht die einsame Maus aus dem Vorjahr sein könnte; dass die sich die ganze Zeit bei mir im Schuppen auf der Terrasse rumgetrieben hat – eben, weil es ihr so gut bei uns gefällt, und der Kater ja nicht darf was er möchte.
Ist es denn die Mäusity!?
Derweil schreibe ich endlich an KINGS und an meiner, unseren anderen, Katzen – und Tier- Geschichten. Will ich seit Jahren machen. Die Stichworte und Manuskripte stapeln sich, kiloschwer, in Kartons.
Jetzt wird’s ernst – mit dem Schreiben – nicht mit der Maus.
ööö
26.07.2003, 17:56
Guten Naaaabend,
hier bin ich wieder.
Es gibt h a a r s t r ä u b e n d e s zu berichten – und zu zeigen !!!
Also: M.M. ist NICHT in die Mause- Falle gegangen – ansonsten sitzt er schon in einer!:
Kater und wir sind ihm vor dem Küchenschrank ständig im Weg.
Nachts habe ich sie abgeräumt, weil ich ihm den Stress ersparen wollte in der falle bis zum Tagwerden zu sitzen..
Gegen 5:30 schoss KING plötzlich wie wild über den Balkon, durch das Schlafzimmer und eine zweite Runde hinterher.
Als ich dann aufstand und Richtung Küche unterwegs war, habe ich den Teppich unterm Esstisch mit Plissee vorgefunden. Das ließ die Vermutung in Sachen frühmorgendlichen Getobes noch wahrhaftiger erscheinen.
Heute Vormittag hat M.M. dann die Kontroll-Knösel ( das sind KING’S Allergen-Trockenfutterkügelchen) innerhalb zehn Minuten, wobei ich an der Spüle und dem Geschirrspüler klappernd zugange war, abgeräumt; sprich: hinter den Schrank geholt. Wir hatten ja schon gedacht dass er irgendwie verlustig gegangen sein könnte, – wegen des Plissees…
Während ich unterwegs war zum Markt, hat Mann die Sache wissenschaftlich betrachtet.
Allerdings auch nur auf meinen Wunsch hin, den Kater nicht unbedingt auf die Maus losgehen zu lassen.
KING hatte nämlich irgendwann entdeckt dass da eine Maus genau hinter seinem Futterplatz hinterm Schrank sitzt.
Das war Was!
Und ich will dem Mäuschen doch diesen satten und jagdunerfahrenen, aber schrecklich verspielten Kater, schließlich ersparen.
Mann baut Spiegel auf, damit er am PC die Mäuseecke samt Kater besser im Blick hat. Hm.
M.M. erscheint, geht in die Falle, knabbert genüsslich an dem Speck, und draußen ist er wieder.
Das selbe dann zwei Minuten später noch einmal, Speck weg, Maus draußen.
Ich schwöre es, die Falle ist a b s o l u t funktionstüchtig.
Einmal angehaucht und sie geht zu.
Ich weiß nicht wie er/sie/es geschafft hat, aber z w e i männliche Wesen (Mann und Kater) sind nicht in der Lage diesen kleinen Nager der Blechkatze zuzuführen.
Als ich wiederkomme wird mir alles haarklein berichtet, Fotos sind gemacht.
Ich lach’ mich schief.
Nein, so ein Schlawiner dieser kleine graue Flitzer.
Ich versuche ebenfalls mit der Kamera mein Glück.
Er guckt auch tatsächlich frech um die Ecke, aber das Foto wurde nichts.
Jetzt steht die Falle wieder da.
Bestückt mit Käse und Kürbiskernen.
Er zeigt nicht das geringste Interesse.
Warum auch?
Vermutlich liegt er auf dem Rücken, die Hände über dem satten Bauch gefaltet und freut sich über die ringsum angehäuften Vorräte.
Jerry lässt grüßen!!
Weiteres demnächst.
ööö
27.07.2003 11:52
Es ist geschafft!
Mike Molto ist in der Grünanlage, ziemlich maulend, aber dennoch…
Es gibt noch mehr von Katzen und Mäusen bei uns zu berichten, aber das hebe ich auf für nächstes Weihnachten